Vor allem der Halbfinal zwischen dem 24-fachen Grand-Slam-Sieger Novak Djokovic und dem Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner verspricht in Wimbledon viel Spannung.
Strebt auch mit 38 Jahren weiterhin nach dem 25. Grand-Slam-Titel der Karriere: Novak Djokovic
Im zweiten Halbfinal ist der Titelverteidiger Carlos Alcaraz gegen Taylor Fritz klarer Favorit. Gut möglich, dass es zum dritten Mal hintereinander zum Wimbledon-Final zwischen Djokovic und Alcaraz kommt.
Der 38-jährige Serbe muss allerdings einen nicht nur für sein Alter gewaltigen Kraftakt hinlegen, möchte er nicht nur den historischen 25. Major-Turniersieg feiern, sondern mit dem achten Titel auch mit Wimbledon-Rekordsieger Roger Federer gleichziehen.
Für Sinner spricht einiges: Der 23-jährige Italiener hat Djokovic vor wenigen Wochen auf dem Weg in den French-Open-Final in drei Sätzen bezwungen. Zudem führt er im Head-to-Head mit 5:4 und hat die vier letzten Begegnungen mit dem Serben für sich entschieden.
Doch Djokovic wächst normalerweise mit dem Druck über sich hinaus, und den macht er sich wohl selbst am meisten: Denn die Chance, den ersehnten Rekord mit 38 zu schaffen, ist eindeutig in Wimbledon am grössten. Dazu muss er aber möglicherweise der Reihe nach die Nummern 1 und 2 der Welt schlagen.
Zunächst musste einmal abgeklärt werden, ob sein unglücklicher Ausrutscher beim Matchball gegen Flavio Cobolli nicht späte Auswirkungen hat. Es hatte ihm bei einem Richtungswechsel die Beine auseinandergerissen, und er war fast im Spagat sichtbar schmerzhaft auf die Knie gefallen. Er werde die wirkliche Wirkung erst am Donnerstag spüren, prophezeite der «Djoker». «Ich hoffe, dass in den nächsten 24, 48 Stunden das Ausmass dessen, was passiert ist, nicht zu schlimm ist und ich schmerzfrei auf der Höhe meines Könnens spielen kann.» Er werde nun mit seinem Physiotherapeuten arbeiten «und hoffentlich wird in zwei Tagen wieder alles gut sein».
Aber auch Sinner ist nicht ganz ohne körperliche Sorgen. Der Südtiroler hatte sich gleich im ersten Game des Achtelfinals gegen Grigor Dimitrov ebenfalls nach einem Ausrutscher den Ellbogen angeschlagen und spielte im Viertelfinal mit einer langen Ellbogenstütze. Ein MRT gab vorerst Entwarnung.
Sinner ist trotz der zuletzt positiven Bilanz gegen Djokovic gewarnt. «Ich habe noch nie gegen ihn in Wimbledon gewonnen, deshalb wird es eine sehr, sehr grosse Herausforderung», sagte er in Erinnerung an die beiden Niederlagen 2022 und 2023. Während Sinner um seinen ersten Final überhaupt in Wimbledon kämpft, läuft Djokovic die Zeit davon. Schon in Paris konnte er nicht mit Sicherheit sagen, ob er überhaupt noch einmal als Aktiver zurückkehrt.
Und auch wenn er am liebsten noch bis zu den nächsten Olympischen Spielen 2028 weitermachen würde, auch sein Körper hat seine Grenzen. «Wimbledon ist meine beste Chance dafür aufgrund der Ergebnisse, die ich hier hatte, wie ich mich fühle, wie ich spiele», sagte Djokovic. «Ich bekomme hier diesen mentalen Extraschub und die Motivation, um mein bestes Tennis auf dem höchsten Niveau zu zeigen.»
Das Duell Alcaraz gegen Fritz steht in der Aufmerksamkeit klar im Schatten. Der Spanier ist gegen den US-Amerikaner natürlich Favorit. Alcaraz hat beide Direktduelle gegen Fritz ohne Satzverlust gewonnen. Dieser kam allerdings mit breitem Rücken an die Church Road, hatte er doch mit zwei Rasentiteln im Vorfeld eine tolle Vorbereitung.
«Ich glaube wirklich, dass ich ein viel besserer Spieler bin als vor ein, zwei Jahren», stellt der 27-jährige Amerikaner fest. Doch Alcaraz scheint programmiert auf seinen bereits sechsten Grand-Slam-Titel beziehungsweise den Wimbledon-Hattrick. Gegen Cameron Norrie im Viertelfinal gab er sich überhaupt keine Blösse. Sich mit dem Vorjahr zu vergleichen, sei schwierig, so der Weltranglisten-Zweite. «Was ich aber sagen kann, ist, dass mein Selbstvertrauen wirklich sehr gross ist. Ich fühle mich grossartig.» Und so spielt er auch.
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